Hallo zusammen!
Die Sucht nach klassischen Drogen lässt bei den meisten Menschen direkt die Alarmglocken schrillen. Zwar wird auch durchaus das Verlangen nach digitalen Rauschmitteln mittlerweile oft kritisch gesehen, aber als potentielle Gefahr ist diese nicht in unseren Köpfen präsent. Dabei gibt es einen direkten Zusammenhang zu den klassischen Drogen. Und genau deshalb heißt das heutige Thema:
Achtung! Mediensucht: Von Bildschirmen, Hormonen und Algorithmen
Was mach ich eigentlich vor dem Bildschirm?
Eine wichtige Sache direkt vorweg: Nicht nur Kinder und Jugendliche verbringen im Zweifelsfall (zu) viel Zeit vor dem Bildschirm. Auch Erwachsene werden immer häufiger zu exzessiven Konsumenten moderner Unterhaltungsmedien. Kein Wunder, schließlich ist digital quasi alles immer verfügbar:
Auf Social Media Kanälen bleiben wir mit anderen Leuten in Kontakt, bekommen immer die neuesten Trends und Infos von angesagten Personen mit, oder laden selbst Content hoch um unsere Follower zu unterhalten. Wir sind durch Social Media und Smartphone immer und überall erreichbar.
Gaming ist ebenfalls schon lange nicht mehr nur etwas für Kinder - war es übrigens nie - sondern wird quer durch alle Schichten genutzt. Unterwegs im Zug oder online mit Freunden grundsätzlich auch eine gute Sache um eine gute Zeit zu haben.
Sogenannte TV-Junkies gab es auch wohl schon immer. Vergleichsweise neu ist das stetig zunehmende Angebot an Streaming-Diensten. Mal eben eine komplette Staffel am Stück schauen? Kein Problem! Intensives streamen bezeichnet man heute als Binge-Watching. Das ist eine Ableitung von Binge-Drinking (zu deutsch frei übersetzt Pegelsaufen). Aber ich greife vor.
Das sind natürlich nur einige Beispiele für die tägliche Mediennutzung. Wenn ihr interessante Ergänzungen habt, schreibt sie gern unter den Beitrag!
Warum finde ich digitale Inhalte überhaupt so gut?
Zunächst einmal helfen uns fesselnde Filme und Serien beim entspannen. Wir kommen auf andere Gedanken und können den Alltagsstress für eine Weile hinter uns lassen.
In sozialen Medien bekommen wir zusätzlich Bestätigung durch Likes, positive Kommentare oder Lob für geteilten Content oder unsere eigenen Kommentare. Uns gefällt es tatsächlich sehr gut wenn jemandem unsere Inhalte gefallen und uns mit einem Like belohnt.
Belohnt werden wir auch in Games: Wir haben ein kniffliges Level abgeschlossen, interessanten Loot gefunden oder sind in Online-Ranglisten aufgestiegen. Schon gibt es eine Trophäe oder einen neuen Ausrüstungsgegenstand zur Belohnung.
Und Belohnungen sind tatsächlich ein wichtiger Schlüssel für den täglichen Konsum: Wenn wir medial unterwegs sind, schüttet unser Gehirn den Botenstoff Dopamin aus. Dieser löst etwa beim Bingen, Gaming oder dem Einstellen von Content die gleichen Glücksgefühle aus wie etwa Süsskram oder - richtig gelesen! - klassische Drogen. Es findet also auch hier ein biologischer Rauschzustand statt!
Weshalb kann das ein Problem sein?
Natürlich fühlt sich der körpereigene Dopamin-Kick erst einmal sehr gut an. Allerdings gibt es auch Schattenseiten: Medieninhalte erscheinen so deutlich interessanter für uns als ein Gespräch mit "realen" Menschen und laden so durchaus zu exzessiver Realitätsflucht ein.
Für ausgeglichene Menschen ist das in der Regel kein Problem. Analog zum chemischen Drogenkonsum zappeln anfällige Personen auf der Suche nach mehr Kick aber sehr schnell am Haken der jeweiligen Anbieter. Denn die haben diese Sucht längst als Geschäftsmodell für sich entdeckt:
Über kostenlose Freemium-Games, die ihre Nutzer mit Geschenken, Pushnachrichten und zeitlich begrenzten Sonderangeboten zu Ingame-Käufen animieren, habe ich bereits einen Artikel geschrieben. Das hormonelle Glücksgefühl lässt uns zudem stets nach der nächsten Überraschung in Spielen suchen. Denn ist uns nicht bekannt was als nächstes kommt, wirkt der Botenstoff noch einmal stärker. Das ist auch der Grund warum Loot-Boxen - das sind kostenpflichtige Pakete mit unbekanntem Inhalt in Videospielen - wirtschaftlich wahnsinnig erfolgreich sind. Und Leute sich deshalb verschulden. Hier gibt es einen direkten Zusammenhang mit der bekannten Spielsucht.
Auch Social Media- oder Streaming-Plattformen versorgen uns mit endlosen Inhalten. Wir bekommen permanent auf uns abgestimmte Vorschläge unterbreitet. Das funktioniert, da Algorithmen permanent unser Nutzungsverhalten analysieren. Alles mit dem Ziel uns möglichst lange auf der Plattform zu halten um uns möglichst viel Werbung ausspielen zu können, die uns zum impulsiven Geldausgeben im Netz motivieren soll.
Grundsätzlich ist auch die klassische Kaufsucht sehr eng mit der Sucht nach Medien verwoben. Daher sind viele Menschen hier besonders manipulierbar.
Zu guter Letzt gibt es auch noch FOMO (Fear of missing out): Die Angst etwas zu verpassen wenn man nicht permanent alles direkt mitbekommt. Auch hier ist Dopamin als "Glückshormon" im Spiel.
Wann bin ich süchtig?
Mediensucht ist keine Lappalie sondern eine ärztlich anerkannte Verhaltenssucht. Hierfür gibt es eine offizielle Definition. Wir gelten als mediensüchtig wenn wir über eine Zeitspanne von mindestens 12 Monaten im Zusammenhang mit übermäßigem Medienkonsum
- die Kontrolle über die Nutzung verlieren (immer und überall weitermachen)
- alles andere vernachlässigen (etwa Familie, Freunde, Hygiene)
- negative Konsequenzen ignorieren (Job oder Partner verlieren)
Ganz ehrlich: Zwölf Monate sind eine lange Zeit, um festzustellen, dass man ggf. ein großes Problem hat. Und da sich wohl kaum jemand von zu viel digitalem Konsum freisprechen kann, sollten wir unsere Nutzung selbst gelegentlich kritisch hinterfragen:
- Wie oft nutze ich die entsprechenden Angebote? Und wie lange?
- Macht mir die Anwendung überhaupt (noch) Spaß?
- Richte ich meinen Alltag am Content aus?
- Fühle ich mich vom Game oder Kontrahenten unter Druck gesetzt?
- Leidet mein Umfeld - Freunde, Familie, Job - unter meinem Verhalten?
- Leidet meine Gesundheit (Körpergewicht, Rücken- oder Kopfschmerzen, Sehstörungen)?
- Wieviel Geld gebe ich für meine Leidenschaft aus?
Fallen eure ehrlichen Antworten auf diese Fragen nicht zu eurer Zufriedenheit aus, solltet ihr unbedingt darüber sprechen.
Wie bekomme ich Hilfe?
Im ersten Schritt solltet ihr unbedingt auf euer Umfeld hören. In der Regel fällt Suchtverhalten meistens in der Familie oder bei Freunden auf. In leichteren Fällen kann es durchaus schon helfen, einen Ausgleich in der realen Welt zu schaffen (Digital Detox). So könnt ihr zum Beispiel medienfreie Zeiten und Aktivitäten festlegen. Anders herum können auch feste Medienzeiten eine Hilfe sein. Hierbei können euch konfigurierbare Sperrzeiten helfen, die in vielen Endgeräten festgelegt werden können.
Gönnt eurem Gehirn unbedingt mal etwas analoges! Wie wäre es mal mit kreativer Kunst oder Sport? Auch der Umgang mit Tieren kann sehr gut tun.
In harten Fällen ist allerdings fachliche Hilfe erforderlich. Hier gibt es etliche Angebote von Selbsthilfegruppen über eine Suchtberatung bis hin zur stationären oder ambulanten Psychotherapie. Solltet ihr jetzt hellhörig geworden sein, findet ihr entsprechende Anbieter in eurer Region schnell im Netz.
Zugegeben: Das klingt schon wieder alles ziemlich negativ. Digitale Medien bringen den meisten von uns täglich viel Freude und Abwechslung. Und das ist gut so. Aber es gibt halt schon gute Gründe sich selbst mal genauer anzusehen .
Habt eine gute Zeit!
LG
Mark
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